Grundlagen

Von der 1. bis zur 12. Klasse

Ein Grundsatz der Waldorfpädagogik lautet: Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen. Die Schulzeit umfasst für alle Schüler zwölf Jahre – ohne Sitzenbleiben. Der Lehrplan richtet sich nach den intellektuellen, manuellen, seelisch-geistigen Fähigkeiten und Möglichkeiten der jungen Menschen und entwickelt diese weiter. Die Waldorfpädagogik gibt jungen Menschen die Möglichkeit, sich zu harmonischen Persönlichkeiten zu entfalten. Daher bietet die Schule neben den sachbezogenen Unterrichtsfächern einen vielseitigen künstlerischen Unterricht. Er fördert die für die jungen Menschen und Gesellschaft wichtigen schöpferischen Fähigkeiten und Erlebniskräfte.

Unterricht als Erziehungskunst

Um die Bildung der gesamten Persönlichkeit zu ermöglichen, unterrichtet die Waldorfschule ein breites Spektrum an Fächern. Der wissenschaftliche, der musische, der handwerkliche und der Bewegungsunterricht sind dabei gleichwertig in der Gewichtung.

Diese Bereiche hat man sich jedoch nicht als ein Nebeneinander der Fächer vorzustellen, vielmehr durchdringen sich die verschiedenen Elemente gegenseitig. Im wissenschaftlichen Unterricht spielen Gefühlserlebnis und Bewegung, im handwerklichen Unterricht gedankliche Planung und künstlerisches Ertasten der Formen eine große Rolle. So werden die verschiedenen Bereiche des Lebens als Einheit erlebt, die durch die verschiedenen Akzentsetzungen eine Mannigfaltigkeit bekommt. Diese Vielfalt in der Einheit macht den Unterricht zur Kunst, zur Erziehungskunst. Ein differenziertes Unterrichtsangebot entspricht der Methode des altersgemäßen Unterrichtens, in der sich die verschiedenen Arten der Tätigkeit in gesunder Weise abwechseln und ergänzen. Deshalb gibt es bei uns auch kein Sitzenbleiben.

Lernen am Lehrer

Die Waldorfschule vermittelt den Kindern nicht nur prüfungsrelevantes Wissen; die Schüler sollen das Menschsein in seiner ganzen Komplexität erfahren. Deshalb sind die Lehrer und nicht die Lehrmittel und die technische Ausstattung das wichtigste Gut der Waldorfschulen. In den ersten acht Jahren haben die Schüler durchgängig denselben Klassenlehrer, der den Hauptunterricht gestaltet. Er hat über diesen langen Zeitraum die Entwicklung jedes Kindes vor Augen und weiß um jede Veränderung. Er kann auf Grund der vielen Zeit, die er mit seiner Klasse verbringt, auf jeden Schüler eingehen. Dazu kommen in den unteren Klassen regelmäßige Besuche im Elternhaus, so dass durch den engen Kontakt stets das Wohl des Kindes im Mittelpunkt steht. Auf dem Weg vom Erstklässler zum jungen Erwachsenen werden die Schüler immer eigenständigere Individuen. Deswegen übernimmt ein Fachlehrer die Aufgaben des Klassenbetreuers.

Epochenunterricht

Jeder Mensch hat die Sehnsucht, sich mit Inhalten durch intensive Beschäftigung zu verbinden. Dadurch entsteht wahres Interesse. Das ist beim Kind besonders ausgeprägt. Wer nimmt sich nicht gern die Zeit, sich ausführlich mit einer Sache auseinanderzusetzen? Diesem Interesse kommt der Epochenunterricht an der Waldorfschule entgegen. Die Schüler befassen sich über drei bis vier Wochen täglich während der ersten beiden Stunden - im Hauptunterricht - mit einem Stoffgebiet. Dies ermöglicht es den Schülern, durch den rhythmisch gegliederten Übungsteil in den Arbeitsprozess einzusteigen. Das am Vortag Aufgenommene wird erinnert und verarbeitet, neue Inhalte dargestellt und geübt. Durch die Stufen des Wahrnehmens, Verstehens, Erweiterns und Vertiefens verbindet sich der Lernende intensiv mit den Themen und Tätigkeiten. Die Schüler halten die Arbeitsergebnisse in Epochenheften fest. Der Unterricht in Fächern, die eine regelmäßige Übung erfordern, wie Sprachen, Bewegungsfächer, Musik, Handarbeit und Handwerk, findet kontinuierlich mit zwei bis vier Wochenstunden statt.

Waldorfpädagogik bedeutet allumfassendes Lernen und ganzheitliche Erziehung.

steiner

„Wo Liebe, wo Mitgefühl sich regen im Leben, vernimmt man den Zauberhauch des die Sinneswelt durchdringenden Geistes.“
Rudolf Steiner

Jahrgangsstufen – die 12-jährige Waldorfzeit

Aus dem entwicklungsorientierten Blick auf das Kind und den Jugendlichen durchläuft der Schüler Entwicklungsphasen, denen in der Ansprache der Kinder, in der Vermittlung des Stoffes und im Unterrichtsangebot Rechnung getragen wird. Diese Phasen werden als Jahrgangsstufen bezeichnet.

Unterstufe

(1.-5. Klasse)

Mittelstufe

(6.-7. Klasse)

Oberstufe

(9.-12./13. Klasse)

Musik im Unterricht

Musik ist Leben

Musik ist Leben, Schwingung und Ordnung, Einheit von Form und Idee. Musik ist eine Lebensäußerung, von der niemand ausgeschlossen ist. Sie lässt geistige Zusammenhänge unmittelbar offensichtlich werden und führt das Denken in neue Dimensionen. Musik ist unmittelbare Lebensäußerung des menschlichen Herzens in all seinen Facetten. Alle seelischen Regungen finden ihre Entsprechung in irgendeiner Art von Musik. Musik ist zugleich eine Betätigung, die von einfachsten Verrichtungen bis hin zu unendlich sensiblen feinmotorischen Bewegungsabläufen Menschen in jeder Seelenlage und mit jedem Talent Befriedigung verschaffen kann. Musik ist daher ein elementarer Bestandteil der Waldorfpädagogik. In der Musik lebt der ganze Mensch. Der Mensch entwickelt sich, indem er musiziert.

Unterricht in der Mittelstufe

Allen Klassen der Mittelstufe (Klasse 5-8) werden je zwei Stunden die Woche Musikunterricht erteilt. Dieser teilt sich in eine Stunde Fachunterricht und eine Stunde Musizieren. In der praktischen Musikstunde werden alle Schüler in einer Art Klassenorchester zusammengefasst und dem jeweiligen Niveau angepasste Werke einstudiert. Das zweite Schulhalbjahr steht bisweilen im Focus der Erarbeitung und Präsentation eines fächerübergreifenden Projektes; so wurden im Januar 2016 “Die Zauberflöte” (Klasse 6) und im Mai 2016 “Anatevka” (Klasse 8) szenisch und mit eigener Live-Musik aufgeführt.

Unterricht in der Oberstufe

Mit Beginn des Schuljahres 2017/18 wird der Umfang an Musikunterricht der Oberstufe um eine Stunde angehoben (nunmehr 2 Wochenstunden je Klasse). Im Idealfall liegen die beiden Stunden im Stundenplan nacheinander. Dies bietet die Möglichkeit, nicht im Vorbeigehen quasi nur einen Blick auf einen musikalischen Inhalt zu werfen, sondern diesen umfassend über praktische Auseinander-setzung auch zu erfahren. Darüber hinaus singen alle Schüler der Klassen 9 – 12 im Oberstufenchor, mit dem Ziel, jedes Jahr ein größeres Werk der Musikliteratur einzustudieren und aufzuführen wie zum Beispiel das Oratorium “Messias” (Weihnachten 2016). Mit Beginn des kommenden Schuljahres wird es zum ersten Mal einen Abiturjahrgang Musik geben; Schüler der 13. Klasse, werden eine praktische und schriftliche Reifeprüfung in Musik ablegen. Die Teilnahme an diesem Kurs steht im Übrigen auch Interessenten anderer Waldorfschulen offen.

Förderangebote

Heileurythmie

Heileurythmie ist eine Bewegungstherapie, die sich aus der künstlerisch-pädagogischen Eurythmie zur hygienisch-therapeutischen Eurythmie entwickelt hat. Die Aufgabe der Schulheileurythmie ist im Wesentlichen, durch die urbildlichen Bewegungen der einzelnen Gliedmaßen oder der ganzen Gestalt den wachsenden Menschen zu helfen, das Bewusstsein für die eigenen Körperbewegungen zu bilden, mit den Gefühlen richtig umgehen zu können und das Denken in einen harmonisch-rhythmischen Vorgang zu verwandeln.

Heileurythmie kann auch bei ernsthaften Erkrankungen des Nerven-Sinnessystems, des Herz-Lungenkreislaufsystems, des Stoffwechsel-Gliedmassensystems angewendet werden. Von ganz besonderer Bedeutung ist diese heilende Kunst für die Kinder mit unvollständig gebliebener geistig-psychisch-körperlichen Entwicklung.

Die Heilmittel der therapeutischen Eurythmie sind die Grundelemente unserer Sprache, wie Vokale, Konsonanten und Rhythmen, sowie die Grundelemente der Musik, wie Takt, Rhythmus, Melos, Töne, Intervalle und Akkorde. Die einzelnen Laut- und Tongebärden greifen tief in die Funktion der inneren und äußeren Organe des menschlichen Organismus ein und fördern die Selbstheilungskräfte.

Eine Heileurythmie-Epoche in der Schule umfasst bis max. 7 Unterrichtswochen und findet zweimal in der Woche statt. Jeder Schüler kann zwei Epochen im Schuljahr Heileurythmie besuchen. Nach Bedarf können die Eltern die Therapie-Einheiten ihrer Kinder wahrnehmen.

Mit Hilfe der Heileurythmie auf Grundlage der anthroposophischen Medizin im Zusammenarbeit mit dem Schularzt werden die Schüler der Freien Waldorfschule Landsberg nach dem Wunsch der Lehrer und der Eltern sowie der Schüler in ihrer Konstitution unterstützt.

Schulärztliche Beratung

Im Konzept der Waldorfpädagogik wird zur Förderung der seelischen und körperlichen Gesundheit des Kindes dem Lehrer auch die Betrachtungsmöglichkeit des Schularztes beratend zur Seite gestellt. Ergänzend zur Wahrnehmung des Kindes durch den Lehrer soll er helfen, individuelle Entwicklungsbesonderheiten und Lernschwierigkeiten frühzeitig zu erkennen und dadurch entsprechende Hilfestellungen auf den Weg zu bringen. Er kann dabei auch direkt im Austausch mit den Eltern stehen, um den Lehrer zu unterstützen.

 

Abschlüsse

Die Waldorfpädagogik umfasst eine Schulzeit von zwölf Jahren, während der alle Schüler gemeinsam vorrücken. Da der Lehrplan auf der altersgemäßen Entwicklung der jungen Menschen aufbaut, ist die Wiederholung eines Schuljahres für einzelne Schüler nicht vorgesehen. Am Ende einer Jahrgangsstufe erhalten die Schüler ein Wortgutachten als Zeugnis, das ihre Leistungen und ihre Fortschritte beschreibt.

In der zwölften Klasse beenden unsere Schüler die Waldorfschulzeit mit der Jahresarbeit, der Aufführung eines Theaterstückes, dem Steinmetzpraktikum, der anschließenden Kunstfahrt und dem Eurythmieabschluss. Sie erhalten mit dem Zwölftklass-Zeugnis ihren Waldorfabschluss.

Im Anschluss an diese Waldorfschulausbildung bietet die Freie Waldorfschule Landsberg den Schülern die Möglichkeit, sich auf staatliche Abschlüsse vorzubereiten. Da sich im Lauf der zwölf Unterrichtsjahre viele Parallelen zum Lehrplan der öffentlichen Schulen ergeben, ist das Nachholen der staatlichen Anforderungen in einem speziellen Abschlussjahr möglich.

In der 13. Klasse findet die Vorbereitung auf die Allgemeine Hochschulreife statt. Nach eingehender Beratung und Gesprächen mit Eltern und Schülern entscheiden die Lehrer über die Aufnahme in die Abiturklasse. In der 13. Klasse bereiten sich unsere Abiturienten mit den Fachlehrern auf die staatliche Abiturprüfung vor. Verantwortlich für die Durchführung der Prüfungen ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium im Landkreis Landsberg. Die Kollegen der Freien Waldorfschule sind an den Korrekturen beteiligt.

Parallel richten wir eine Realschulabschlussklasse (MR-Klasse) ein. Aufgenommen werden die Schüler, die nach eingehender Beratung und Gesprächen mit den Eltern und Schülern für einen Abschluss der Mittleren Reife geeignet sind. In der MR-Klasse werden gezielt die Fächer unterrichtet, die für die Prüfung der Mittleren Reife notwendig sind. Die Prüfungen finden an einer staatlichen Realschule im Landkreis Landsberg statt. Die Lehrer der Waldorfschule sind in die Prüfungen als Korrektoren einbezogen.

Auszeitraum – Download

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