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11. Klasse in München

18.07.2023

Im Rahmen der fächerübergreifenden Kunst- und Musikepoche „Von der Romantik bis zur Moderne“ besuchte die 11. Klasse zusammen mit ihren Lehrerinnen Nina Trebien und Barbara Burann die Alte und Neue Pinakothek, das Lenbachhaus und die Ausstellung zu Charlotte Salomon „Leben oder Theater“ – Ein Singspiel.

Im Anschluss an die Ausstellung hatten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, eine Werkanalyse eines selbst ausgewählten Werkes durchzuführen. Es folgt ein Ausschnitt aus einer Arbeit von Meret Kurz, die sich „Blaues Pferd“ von Franz Marc ausgesucht hat:

„Das Gemälde „Blaues Pferd“ von Franz Marc wurde 1911 gefertigt und stellt in expressionistischer Weise ein dunkelblaues Pferd in bunter, abstrakter Umgebung dar. (…) Bezüglich der Farbgebung ist das Werk typisch für Franz Marc und die Zeit des Expressionismus. Das gesamte Bild ist in den Ausdrucksfarben gestaltet, wobei zu beachten ist, dass Marc besonders für symbolische Farbgebungen bekannt ist, weshalb die Ausdrucksfarben zugleich Symbolfarben sein können. Über diese Wahl der Farbgestaltung als symbolisches Mittel hinaus, sind Komplementärkontraste im Bild zu erkennen. So bilden im Vordergrund grün und rot einen solchen Kontrast, während im Hintergrund blau und gelb in den Hügeln miteinander wirken. Insgesamt zeigt sich also in dem Werk eine sehr durchdachte Farbgebung, die im Expressionismus typisch ist.

Im Hinblick auf die Perspektive des Werks lässt sich ebenfalls keine eindeutige Fluchtpunktperspektive erkennen und auch die Luftperspektive bleibt außen vor. Dadurch bezieht sich das Werk in typisch expressionistischer Weise auf die Perspektivgestaltung Van Goghs, der statt räumlicher oder logischer Perspektiven die Position der Gegenstände durch Größe und Farbe verdeutlichen ließ. So ist auch in diesem Bild die Größe des Pferdes, welches die gesamte Bildhöhe einnimmt, der eindeutige Beweis für die Position des Pferdes im Vordergrund. Bei den Hügeln hingegen ist nur ein minimaler Größenunterschied des Hintergrunds erkennbar, doch die Farbgebung verweist auf die Andeutung einer Farbperspektive: Während der vorderste Hügel in violett gehalten ist, sind die beiden hinteren Hügel blau. Somit ändert sich die Farbe von warm zu kalt und deutet damit eine Farbperspektive an.

Insgesamt ist das Werk Marcs als typischer Vertreter des Expressionismus zu interpretieren, welcher insbesondere den „Eskapismus“ des Künstlers verdeutlicht. So war Franz Marc für seine verklärten Tierdarstellungen bekannt, die das Tier als moralisches Ideal dem Menschen gegenüberstellten und so der beängstigenden Realität des frühen 20.Jahrhunderts „entflohen“. In diesem Sinne könnte das blaue Pferd als Allegorie verstanden werden, die ähnlich wie schon gotische Fresken, Tugenden vermittelt. So ist der scheu geneigte Kopf des Pferds als Zeichen von Verletzlichkeit und Bescheidenheit interpretierbar, was zusätzlich durch die blaue Farbe, welche ein Symbol der Melancholie und Feinfühligkeit darstellt, bestärkt wird. Über die Bescheidenheit und Verletzlichkeit hinaus ist das Pferd dennoch kraftvoll und selbstbestimmt, da es stolz und überzeugt dasteht.

Abschließend könnte Franz Marcs Werk „Blaues Pferd“ ein moralischer Appell bedeuten, welcher entgegen der protzigen Selbstdarstellung des aufstrebenden Bürgertums im frühen 20. Jahrhundert eine Rückbesinnung auf Menschlichkeit fordert und gleichzeitig die ausgebeutete Arbeiterklasse zu Selbstbewusstsein und Stolz ermutigt, wie das blaue Pferd es verkörpert. (…)“

Der Besuch im Lenbachhaus und in der Ausstellung von Charlotte Salomon hat sich gelohnt, denn es entstanden nicht nur tolle Aufsätze, sondern auch Abbildungen und Gouachen in Anlehnung an die studierten Werke.

Herzlichen Dank an die Betreuerinnen für ihr Engagement.

 

 

WLL NEWS LENBACH 01